Seit 125 Jahren zeigt die Kirchturmuhr der Wallrother Kirche den Menschen im Dorf die Zeit an – mit einer Toleranz von wenigen Minuten. Das Besondere daran ist, dass die Uhr rein mechanisch funktioniert und keinen Strom benötigt. Zwei Gewichte treiben sie an, die wöchentlich mit einer großen Kurbel bis in den Glockenturm hinaufgezogen werden. Während andere Kirchen in unserer Gemeinde längst auf strombetriebene, dann digitale Uhren umgestiegen sind, arbeitet die Wallrother Turmuhr seit über 125 Jahren zuverlässig weiter. Seit 1899 wird sie regelmäßig von Hand aufgezogen, lange von Adam Lotz, dem ehemaligen Küster, der diesen Dienst über 60 Jahre lang ausgeübt hat und ihn schließlich an seinen Sohn Frank weitergegeben hat.

Dank großzügiger Spenden konnte die Uhr im Rahmen der Kirchenrenovierung 2009/2010 komplett überholt werden. Dabei wurde auch das Schlagwerk der Uhr an der großen Glocke erneuert. Denn die alte Mechanik der Uhr bewegt nicht nur die Zeiger, sondern schlägt auch mit einem Hammer die Glocke für den Stundenschlag und die Zwischenschläge an. Die Kirchenmitglieder der Evangelischen Kirchengemeinde Wallroth sorgen für die regelmäßige Wartung und den Erhalt dieses besonderen Schatzes. So wird gemeinsam ein lebendiges Denkmal in der Mitte von Wallroth bewahrt. Auch Schulklassen gehen im Unterricht regelmäßig mit Pfarrerehepaar Eisenbach auf Entdeckungstour im Kirchturm und lernen so die Geschichte des Dorfes hautnah kennen.

Für die Kirchengemeinde ist die Uhr jedoch mehr als nur ein historisches Zeitinstrument, betont der Kirchenvorstand. Die Kirchturmuhr ist Teil der Verkündigung des Evangeliums. „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde“ (Prediger 3,1). Die Uhr hat schon viele unterschiedliche Zeiten erlebt und hat die Menschen im Dorf in jeder dieser Zeiten daran erinnert, dass unsere Zeit ein Geschenk Gottes ist.

Mögen die Menschen in Wallroth auch weiterhin den Glockenschlag der Kirchturmuhr hören. Mögen sie aus der Vergangenheit lernen, aus der Geschichte Gottes mit den Menschen, und auf die Zukunft vertrauen und hoffen, die Gott bereitet. Mögen sie in der Gegenwart verantwortungsvoll vor Gott leben, denn „meine Zeit steht in deinen Händen“ (Psalm 31,16).

Bernd Ullrich, M. und S. Eisenbach